Ana Luísa Amaral 1956-2022

06 Aug 2022

Die Lyrikerin und Übersetzerin Ana Luísa Amaral, eine der wichtigsten und produktivsten poetischen Stimmen Portugals, kürzlich erst ins Deutsche und Englische übersetzt und mit dem Premio Reina Sofia ausgezeichnet, ist gestorben. Ana Luísa Amaral, die aus Lissabon stammte und dort studierte, aber die meiste Zeit ihres Lebens in Leça da Palmeira bei Matosinhos lebte, veröffentlichte 1990 ihre ersten Gedichte unter dem emblematischen Titel »Minha Senhora de Quê«. Sie promovierte über Emily Dickinson, die sie auch ins Portugiesische übersetzte und mit deren Werk sie sich zeitlebens als Literaturwissenschaftlerin und Lyrikerin auseinandersetzte. An der Universität von Porto zählten außerdem feministische Studien sowie Queer-Studies zu ihren literaturwissenschaftlichen Schwerpunkten.

Als Lyrikerin veröffentlichte sie mehr als 20 Gedichtbände. Ihr letztes Buch »Mundo« erschien 2021, im Mai 2022 brachte ihr langjähriger Verlag Assírio e Alvim eine mehr als 1000-seitige Gesamtausgabe unter dem Titel »O Olhar Diagonal das Coisas« heraus.

»Worte können nichts festhalten, außer der Flüchtigkeit der Dinge« schreibt Piero Salabé in seinem Nachwort der 2021 auf deutsch erschienen Sammlung »Was ist ein Name« (übers. von Piero Salabé und Michael Kegler), »Amarals Poesie spürt in den kleinsten Episoden des Alltags … der traumhaften Essenz des Lebens nach, jenem Nichts, das im Klangraum der Worte sich schließlich in Fülle umkehrt.«

Im Frühjahr teilte Ana Luísa Amaral einigen Bekannten mit, dass sie an Lungenkrebs erkrankt sei und bat, einige der fest geplanten Lesungen deswegen zu verschieben. 

Nun ist sie im Alter von nur 66 Jahren gestorben. Ihre Lyrik bleibt, sie aber wird fehlen.

Ana Luísa Amaral:
Was ist ein Name.
Übersetzt von Michael Kegler und Piero Salabé
Carl Hanser Verlag 2021

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Rezensionen auf

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Ein Gespräch mit Simone Schröder auf dem Internationalen Literaturfestival Berlin 2021

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